Ich war gestern mit meiner Schwester zum ausgiebigen Frühstücken und Quatschen verabredet, bevor sie nächste Woche mit ihrer Ausbildung beginnt. Dabei ergab sich ein interessantes Gespräch zum Thema Hartz IV-Erhöhung, dessen wesentlichen Inhalte ich hier einmal wiedergeben möchte.
Meine Schwester bezieht seit einigen Jahren Hartz IV und hat sich vor einigen Monaten, als ein nach dem Prinzip Tafel fungierendes Projekt in unserer Heimatstadt startete, vor der Presse bezüglich ihrer Intention befragen lassen. Diesen Artikel hat scheinbar jeder meiner Bekannten gelesen, nur ich selbst nicht. Scheinbar wurde sie in der Zeitung etwa so zitiert: "Das ist eine gute Sache, da kann ich den Kindern auch mal ein Eis kaufen!" Die Reaktionen meiner Bekannten ging dann eher in die Richtung "Den geht es doch garnicht so schlecht!" Richtig finanziell geht es es ihnen nicht so schlecht, eigentlich ging es ihr auch garnicht um das Eis, sondern allgemein um "was"-in ihrem Fall z. B. der Sportverein der Kinder und eigentlich wollte sie einmal verdeutlichen, dass nicht alle Hartz IV Bezieher gleich dem Typ "Hartz IV Assi" sind. Ärgerlich, dass die Zeitung sie an diesem Punkt so verfälscht und sinnentfremdend zitiert hat, aber es macht sich scheinbar nicht gut zu sagen, dass es dem Hartz IV-Bezieher doch eigentlich nicht so schlecht geht.
In unserem gestrigen Gespräch ging es primär um die Hartz IV-Erhöhung von 5 €.
Meine Schwester dazu:
"Ich kann davon leben, klar ist es nicht viel, aber hungern muss niemand, die neuen Schuhe für meinen Sohn jeden Monat, klar das rechnen die nicht mit ein. Allgemein ist die Berechnung dann doch nicht wirklich schlüssig, aber das Geld reicht. Was mich allerdings stört ist die mediale Darstellung der Hartz IV-Empfänger-Als ob wir alle die totalen Assis wären!"
Meine Schwester kommt mit dieser Meinung sicher niemals ins Fernsehen, da machen sich die Klischee-Hartz IV-Assis oder die arme alleinerziehende vom Ex geschlagenen Mutter einfach besser. Würde sie es doch schaffen, würde man die ganze Story wohl wie in dem Zeitungzitat ganz anders darstellen. Dabei finde ich diese Aussage schön und möchte sie hier weitergeben, weil sie ehrlich ist und das Problem einfach und prägnant zusammenfasst.
In den Medien gibt es aktuell zwei Meinungen (zugegeben hier etwas vereinfacht dargestellt )
1.) Die Hartz IV Sätze sind zu hoch, die wollen doch eh alle nicht arbeiten
2.) Die Hartz IV Sätze sind zu niedrig, es sind eben nicht alle asozial
Ich möchte These drei ausstellen:
Die Hartz IV Sätze sind ausreichend zum Leben, sie garantieren ein Grundauskommen, aber die mediale Darstllung muss sich ändern.
Meine Schwester entspricht nicht dem medial verbreiteten Hartz IV-Klischee, weder dem einen noch dem anderen. Was sie möchte ist, eine Darstellung die den Gegenbenheiten entspricht. Der durchschnittliche Arbeitslose ist nicht Thema in unseren Medien, noch nicht einmal in der Bloggerszene (obwohl selbige bei anderen Themen meist den "herkömmlichen" Informationsquellen überlegen sind). Die Existenz dieses Durchschnitts wird völlig negiert, die Existenz eines Hartz IV-Empfängers der klar sagt "Ich finde die Sätze angemessen" wird negiert. Sicherlich fände sie mehr Geld nett- mal Urlaub machen, ein Auto. Aber der Staat ist nicht die Stelle die diese Wünsche erfüllen soll, das ist nicht seine Aufgabe.
Man kann sich sicherlich über die Berechnungsgrundlage steiten, sicherlich sind auch diverse Methoden der Arbeitsargenturen fragwürdig bis menschenverachtend. Aber sich permanent darüber zu streiten, ob man von Hartz IV leben kann oder nicht ist schlicht keineswegs zielführend, denn ich habe noch keinen verhungerten Hartz IV-Empfänger in den Medien erlebt (und hätte es ihn gegeben hätte ich sicherlich davon gelesen) und ich habe genug im Umfeld, um mir sicher zu sein, dass sie auch mal Geld für Hobbies und Freizeit übrig haben. Streiten möchte ich mich gerne über das Bild, dass den Bürgern der BRD von ihren Arbeitslosen vermittelt wird.
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