Eine Freundin von der ich mir immer gerne Bücher auf ihrem Empfehlung hin leihe, gab mir unlängst Hanna Poddings Buch "Radikal mutig. Meine Anleitung zum anders sein" mit den Worten: "Nur um sich über die Frau aufzuregen". In Anbetracht dessen, dass mir die selbe Freundin mal vor zwei Jahren mit den Worten "Das magst du bestimmt nicht" ein Buch zum Geburtstag schenkte (und sie hatte recht), dachte ich mir; nagut warum nicht auch mal über andere aufregen? Tja, die gute hatte wieder recht, ich habe mich aufgeregt.
Ich möchte der Autorin nicht ihren nicht vorhandenen Stil vorwerfen, der es leider unmöglich macht, sich in die beschriebenen "Aktionen" hinein zu versetzten. Die Autorin ist bei Herausgabe des Buches 23 Jahre alt und strebt sicher keine Karriere als Schriftstellerin an. Es lässt sich immerhin auch von einem durchschnittlichen 13jährigen ohne Zuhilfenahme eines Wörterbuches lesen.; das ist doch auch mal was.
Vielmehr regt mich der Inhalt des Buches und die Arroganz und Naivität der Autorin auf. Jemand der ernsthaft glaubt, dass die Bürger der BRD so uninformiert sind wie in diesem Buch suggeriert wird, kann nur als naiv betrachtet werden. Die meisten im Buch beschriebenen "skandalösen" Inhalte dürfte jedem auch nur halbwegs gebildeten Menschen bereits bekannt sein. Leider vermittelt die Autorin den Eindruck, als sei ihr das überhaupt nicht klar (womöglich tue ich ihr Unrecht?) und es sei somit unbedingt notwendig zu informieren.
Ich bitte mich nicht falsch zu verstehen, ich halte Demonstrationen für ein zusätzliches Informationsmedium. Somit haben sie genau wie Zeitungen, Blogs, Magazine, Fernsehen etc. ihre Daseinsberechtigung und tragen sicherlich auch zur Information der Bürger bei, aber sie sind nicht das einzige Medium, welches dazu befähigt ist. Letztlich ist der Zweck des Konsums von Medien für mich, umfassend informiert zu sein und mir letztlich eine Meinung zu bilden. Es dient mir also zur Meinungsbildung. Frau Poddig hingegen möchte eigentlich nicht, dass ich mir eine Meinung bilde. Sie möchte, dass ich ihre Meinung übernehme. Menschen, die nicht in Betracht ziehen, dass sie sich irren könnten und nicht in der Lage sind Meinungen zu akzeptieren, die der eigenen widersprechen, sind mir unheimlich.
Spätestens auf Seite 25 fängt mein verkorkstes Landschaftsplanerherz an zu schreien und zwar laut, anlässlich dieser undifferenzierten Darstellung. Dort führt Frau Poddig an, dass Windkraftanlagen das Landschaftbild beeinträchtigen und Menschen diese vor allem nicht vor ihrer Haustür haben wollen. Es geht somit um das nimby-Phänomen. Es wird hierbei suggriert, dass alle die Kritik an Windkraftanlagen üben, dies nur tun, weil sie selbige nicht in ihrer Nachbarschaft wollen (und das ist natürlich schlecht, weil Windkraftanlagen super ökologisch sind und so). Das ist natürlich keineswegs so. Das Regionale Raumordnungsprogramm 2005 der Stadt Hannover definiert neben den Abständen von Windkraftanlagen zu Wohngebieten, diverse andere Abstände:
Vorranggebiete für Freiraumfunktionen sowie Vorranggebiete für Natur und Landschaft (FFH, Natura 2000, NSG, gepl. NSG): 200 bis 500 m
Vorsorgegebiete für Natur und Landschaft (LSG, gepl. LSG, avifaunistisch wertvoller Bereich gem. NLÖ) unterliegen einer Einzelprüfung
Vorrang-/Vorsorgegebiet für Erholung, -Rohstoffgewinnung, Vorsorgegebiete für Forstwirtschaft (Waldgebiete): 200 m
Des Weiteren kann es zu vermehrten Fledermaus- und Vogelschlagzahlen durch Windkraftanlagen kommen, wenn selbige in Zugrichtung der Tiere liegen. Außerdem kann es zu Meideverhalten der Tiere kommen, d. h. Standvögel oder Fledermäuse meiden die Umgebung der Windkraftanlagen.
Entweder ist Frau Poddig uninformiert oder sie möchte hier ein Ideal szenieren, welches so nicht existiert. Sicherlich ist die Windenergie ein bedeutende regenerative Energiequelle, jedoch keineswegs ausschließlich positiv zu betrachten, sondern unterliegt aus guten Gründen jeweils einer Einzelfallprüfung.
Ein weiterer Punkt der mich an diesem Buch stört ist der Mangel an aufgezeigten Alternativen. Eine Frau, welche die komplette Abschaffung des Strafvollzugs fordert, muss Alternativen aufzeigen. Um ihre These zu untermauern führt sie noch zwei Personen, die für Einbrüche ohne Personenschaden, im Gefängnis sitzen an. Das mag man ungerecht finden, aber womöglich sind in diesem Fall auch die Gesetzte zu hart? Vielleicht sollten wir selbige überarbeiten? Nein, schienbar ist es besser jeden Verbrecher.... Ja was eigentlich? Leider bleibt Frau Poddig dem Leser ihr Model zur Resozialisierung schuldig (womöglich sollen die Menschen auch nicht resozialisiert werden?). Ich habe keine Ahnung, weil das Buch lediglich den Strafvollzug als solches abstraft, aber an dieser Stelle auch schon aufhört. Mich würde schlicht interessieren wie sich die Autorin den Umgang mit einem Verbrechen in Zukunft vorstellt, das hätte womöglich (zumindest bei einer kompetenteren Autorin) noch interessant werden können.
Leider zieht sich diese Oberflächlichkeit durch das ganze Buch. Alle die nicht so denken wie die Autorin haben keine Ahnung, ihren Ideen zum gesellschaftlichen Umbruch mangelt es an jeglicher Differenzierung.
Ja, Frau Poddig ist mir wirklich unsympathisch und regt mich auf.
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